Aus der Perspektive eines Ausbildungsbetriebs

Aus der Perspektive eines Ausbildungsbetriebs

Nicht nur zugewanderte Menschen selbst, sondern auch ihre Ausbildungsbetriebe sind alltäglich von Problemen durch Sprachbarrieren betroffen. Aber welche sind das genau und wie sieht der alltägliche Umgang damit aus? Wir haben hierfür Christian Seebach interviewt.

 

Lunes: Hallo! Wie heißen Sie und was machen Sie beruflich?

 

Christian Seebach: Mein Name ist Christian Seebach, ich bin Elektromeister.

 

Lunes: Wie viele Angestellte hat Ihr Betrieb?

 

Christian Seebach: 48, darunter viele Deutsche aber auch Mitarbeitende aus Polen, Serbien, Griechenland, Lettland und Montenegro.

 

Lunes: Haben Sie Angestellte mit Flucht- oder Migrationshintergrund oder kennen Sie im Kollegenkreis Betriebe, die Angestellte oder Auszubildende mit Flucht- oder Migrationshintergrund beschäftigen?

 

Christian Seebach: Beides ja, in unserer Branche ist es üblich, viele Angestellte mit Migrationshintergrund zu beschäftigen.

 

Lunes: Welche Erfahrungen haben Sie oder Kolleg/-innen dabei gemacht und welche Chancen erhoffen Sie sich davon?

 

Christian Seebach: Sehr positive. Sie integrieren sich sehr gut und schnell und haben eine sehr gesunde Arbeitseinstellung. Da es deutlich mehr Bewerber/-innen mit Migrationshintergrund als Deutsche im Handwerksmarkt gibt, wird eine große Bedarfslücke gedeckt, wofür wir natürlich sehr dankbar sind.

 

Probleme durch Sprachbarrieren

 

Lunes: Haben Sie von Problemen in Bezug auf Sprachbarrieren erfahren oder selbst erlebt?

 

Christian Seebach: Klar gibt es vor allem anfangs ein paar Probleme. Aber die Mitarbeitenden sind sehr gewillt, die Sprache schnell zu lernen, um sich schnell integrieren zu können. Sie haben auch keine andere Wahl als so schnell wie möglich die Sprache zu lernen, da in Handwerksbetrieben nur Deutsch gesprochen wird und es tatsächlich auch viele Angestellte gibt, die kein Englisch oder andere Fremdsprachen können. Für die Kommunikation mit den Kund/-innen gilt natürlich das gleiche. Daher haben sie ein starkes Bewusstsein dafür, die Sprachbarriere schnellstmöglich abzubauen, um ihre Arbeit auch korrekt und ohne Hindernisse erledigen zu können.

 

Lunes: Können Sie uns eine konkrete Situation schildern?

 

Christian Seebach: Ein Mitarbeiter ist zum Beispiel Elektriker in Serbien gewesen. Es gab öfter kleinere Probleme in dem Sinne, dass er die Anweisung nicht verstanden hatte, das aber aus Scham nicht gesagt hat. Dann wurde die Arbeit aber falsch ausgeführt oder hat sich verzögert, da sie immer aufgeschoben wurde, weil er nicht wusste, was er tun sollte. Dann muss alles nochmals erklärt werden. Man muss auch dazu sagen, dass neue Mitarbeitende keinen Sprachkurs vor Ort bekommen. Sie sind selbst darauf angewiesen Deutsch zu lernen und sich privat entsprechend Hilfe zu suchen.

 

Lunes: Wie haben Sie sich in dieser Situation gefühlt?

 

Christian Seebach: Man fühlt sich manchmal wie der Erzieher im Kindergarten, der immer überprüfen muss, ob alles verstanden wurde. Man geht manchmal anders mit ihnen um, indem man sie dann in Anschluss nochmal mit eigenen Worten erklären lässt, was getan werden muss, um sicher zu gehen, dass sie es auch tatsächlich verstanden haben.

 

Lunes: Haben die Sprachbarrieren Auswirkungen auf die Zusammenarbeit der Angestellten im Betrieb?

 

Christian Seebach: Untereinander gibt es keinerlei Auswirkungen, da sich alle sehr gut verstehen und es schaffen, sich gut zu verständigen. Manchmal gibt es lustige Situationen, in denen die Leute denken, sie sprechen über das gleiche und erst nach mehreren Minuten merken, dass sie komplett aneinander vorbeireden. Dann lachen alle drüber. Ich merke auch, dass genau dieser Humor sie näherbringt.

 

Unterstützung durch professionelle Institutionen

 

Lunes: Welche Erfahrungen/Unterstützung haben Sie mit professionellen Institutionen in Bezug auf Sprachvermittlung gemacht/erfahren?

 

Christian Seebach: Die Agentur für Arbeit vermittelt ab und zu Mitarbeitende, aber alles, was das Erlernen der Sprache betrifft, erfolgt dann zwischen der AfA und den Mitarbeitenden, sodass das Unternehmen komplett außen vor ist.

 

Lunes: Was wünschen Sie sich hier für die Zukunft?

 

Christian Seebach: Was super wäre und vielleicht noch als Add-On bei der Lunes App integriert werden könnte, ist ein Barcode-Scanner mit dem die Mitarbeitenden den Barcode eines Werkzeugs abscannen könnten, um dann zu sehen, wie das entsprechende Werkzeug heißt.

 

Lunes: Haben Sie spezifische Sprachkursangebote vermitteln können?

 

Christian Seebach: Wir als Arbeitgeber vermitteln keine konkreten Sprachkursangebote, darum kümmern sich die Mitarbeitenden selbst.

 

Lunes: Haben Sie schon spezifische Erfahrungen mit der Lunes App gemacht?

 

Christian Seebach: Gerade für Fachsprache ist es super, mit der App alle wichtigen Vokabeln lernen zu können, da diese auch in Sprachkursen nicht behandelt werden. Ich sehe es als super Ergänzung, die die Kommunikation und das Verständnis zwischen den Mitarbeitenden verbessert.

 

Lunes: Vielen Dank für Ihre Zeit und alles Gute!