Die Entstehung des Projekts
Das Beherrschen der deutschen Sprache ist entscheidend für die erfolgreiche Integration von Zugewanderten in den Arbeitsmarkt. Erfahrungsgemäß reichen die im Integrationskurs oder in der Berufsschule erworbenen Kenntnisse nicht aus, um die im Unternehmen erforderliche Kommunikation zu bewältigen. Das geht nicht nur aus Gesprächen mit den kommunalen integrationspolitischen Akteuren, sondern auch mit Berufsschulen und Unternehmen hervor. Ein häufig vorgebrachtes Problem sind sehr spezifische Fachwörter, die nur für bestimmte Berufsfelder relevant sind. Dabei handelt es sich beispielsweise um die Bezeichnungen spezieller Werkzeuge oder Maschinen. Diese Bezeichnungen zu kennen ist allerdings eine wichtige Voraussetzung für die gelingende Kommunikation mit Vorgesetzten und Kolleg:innen im Unternehmen und kann dazu beitragen, Missverständnisse im Arbeitsalltag zu vermeiden.
Große Unternehmen können dieser Herausforderung durch spezifische Betreuung von ausländischen Mitarbeiter:innen und eigens entwickelten Schulungsmaterialien begegnen. Für viele der kleinen und mittelständischen Unternehmen ist dies nicht möglich bzw. lohnenswert. Häufig beschäftigen KMUs nur wenige ausländische Fachkräfte zu einer Zeit bzw. in einem Arbeitsbereich.
Ziel und Planung
Ziel des Projektes sollte es sein, in Ergänzung zu den Sprachkursen der Berufsschule ein Angebot zu schaffen, dass es einerseits KMUs ermöglicht mit geringem Eigenaufwand Fachvokabular für einschlägige Berufsfelder zur Verfügung zu stellen und das andererseits Menschen mit Deutsch als Fremdsprache den Übergang von Schule in Beruf erleichtert. Die Sprachkompetenz soll sowohl in Schrift als auch im gesprochenen Wort verbessert werden, da insbesondere die mündliche Kommunikation im Arbeitsalltag eine wichtige Kompetenz ist. Aus Gesprächen der gemeinnützigen Tür an Tür – Digitalfabrik gGmbH mit dem Team der kommunalen Koordination im Kreis Olpe Mitte 2019 ergab sich der Bedarf an einem digitalen Werkzeug, um den beruflichen Spracherwerb zu vereinfachen. Bevor das Projekt startete wurde ca. 1 Jahr dafür genutzt sich bestehende Lösungen anzuschauen und dortige Weiterentwicklungen anzuregen bzw. eigene Arbeitskraft unentgeltlich zur Verbesserung der Lösung anzubieten.
Entwicklung und Skalierung
Der audiovisuelle Fachwortschatztrainer wird von dem Augsburger Sozialunternehmen Tür an Tür – Digitalfabrik gGmbH als offene Software entwickelt und gemeinsam mit dem Kreis Olpe und dortigen Unternehmen sowie Berufsschulen pilotiert. Die Digitalfabrik unterstützt seit mittlerweile vier Jahren Kommunen an der Schnittstelle von Integration und Digitalisierung und hat mit der mehrsprachigen Informationsplattform “Integreat” eine skalierbare und gleichzeitig in lokale Strukturen eingebundene Lösung zum Abbau von Informationsarmut bei Neuzugewanderten etabliert.
Mitte 2020 wurde zunächst eine Prototyp entwickelt um grundlegende Funktionalität zu testen und die Lösung mit Expert:innen aus dem Integrationsbereich zu besprechen.
Lunes wird gemeinsam mit den Expert:innen aus dem Bereich Deutsch als Fremdsprache und Deutsch als Zweitsprache entwickelt. Dabei wird von Anfang an die Möglichkeit der sukzessiven Erweiterung mitgedacht. So kann der Vokabeltrainer nicht nur inhaltlich für weitere Berufsfelder erschlossen werden, sondern als digitales Angebot auch in anderen deutschen Kommunen, Berufsschulen und Unternehmen eingesetzt werden. Die Skalierbarkeit wird durch das bestehende Netzwerk von Tür an Tür begünstigt.